THEMA XXL
Leben in Bremen
Das Leben ist kein Wunschkon-zert,
Schicksalsschläge wie schwe-re
oder chronische Erkrankungen,
Todesfälle, Trennungen, Unfälle
oder Verlust des Arbeitsplatzes
gehören dazu. Wer mit solchen Le-bens-
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Brüchen fertig werden muss,
findet Unterstützung und Hilfe bei
Ärzten, Therapeuten, Seelsorgern
und anderen Beratern. Es gibt
noch ergänzende Hilfsangebote:
den Austausch mit ebenfalls Be-troffenen.
Durch den Besuch einer
Selbsthilfegruppe eröffnen sich
oftmals neue, alternative Wege
aus der schwierigen Situation.
Selbsthilfegruppen sind ein
wichtiger Bestandteil des Ge-sundheitswesens:
Allein in Bre-men
gibt es rund 700 Selbst-hilfegruppen,
die Menschen
in persönlichen Krisen oder bei
Erkrankungen und Behinderung
die Möglichkeit zum Erfahrungs-austausch
bieten. Dies ist eine
wertvolle und zusätzliche Unter-stützung
im Alltag. Den größten
Anteil stellen dabei die Gruppen,
die sich mit Sucht auseinander
setzen, mit der Abhängigkeit
von Medikamenten, Alkohol
oder Glücksspiel zum Beispiel.
In jedem Bremer Stadtteil gibt
es solche Gruppen, in denen sich
die Süchtigen gegenseitig unter-stützen
und aufeinander achten.
Ein wachsender Anteil ist bei den
Gruppen im psychiatrischen Be-reich
zu verzeichnen: Borderline,
Burn-Out und Depressionen sind
hier die Themen, zu denen sich
die Betroffenen zusammenfin-den.
Allein 28 Gruppen zu De-pressionen
gibt es.
»Immer mehr Gruppenange-bote
berücksichtigen dabei, dass
der Austausch sich nicht nur auf
das gleiche Thema oder die glei-che
Krankheit bezieht, sondern
auch, dass das Lebensalter un-terschiedliche
Perspektiven er-fordert
«, erklärt Sabine Bütow,
Geschäftsführerin der Selbsthilfe-kontaktstelle
»Netzwerk Selbst-hilfe
« in Bremen. »Ein Gruppen-besuch
kann neben der Behand-lung
wesentlich zur Verbesserung
beitragen. Der Wunsch, sich mit
gleich Betroffenen auszutau-schen,
hat in den vergangenen
Jahren stetig zugenommen«,
berichtet sie. »Auch Angehörige
und Menschen aus dem sozialen
Umfeld finden mit speziellen An-geboten
in der Selbsthilfe ein ’of-fenes
Ohr’ und können so in ihrer
Überlastung neue Sichtweisen für
sich selbst entwickeln.«
Die Selbsthilfekontaktstelle
Das Netzwerk Selbsthilfe bietet
mit ihrer Kontaktstelle eine of-fene
und verbandsunabhängige
Anlaufstelle für Betroffene, die
entweder für sich selbst oder für
andere Menschen die Möglichkeit
zur Selbsthilfe suchen. Wer sich
informieren möchte, findet beim
Netzwerk einen Ansprechpartner,
erhält einen umfassenden Über-blick
über das Angebot und kann
auch direkt in eine der Gruppen
vermittelt werden. Falls sich kein
passendes Angebot findet, gibt
es eine persönliche Beratung.
Rund zehn Gruppen werden
pro Jahr neu gegründet. »Für die
Gründungsphase von Selbsthilfe-gruppen
haben wir unterschied-liche
Konzepte entwickelt, um
gemeinsam die ersten Klippen
zu umschiffen«, berichtet Sabine
Bütow. »Wir begleiten die Grup-pen
dabei in der Anfangsphase:
Bis zu zehnmal nimmt ein erfah-rener
Kontaktstellenmitarbeiter
an den Treffen teil. In der Regel
sind wir drei- bis viermal dabei.
Die Gestaltung der Zusammen-künfte
richtet sich dabei nach den
Wünschen des Gründers und den
Wünschen der Gruppe. Wir kön-nen
die Moderation übernehmen
und helfen bei der Öffentlichkeits-arbeit,
mit der die Existenz der
neuen Gruppe bekannt gemacht
wird. Mit diesem Konzept wurden
in den vergangenen Jahren vor
allem Gruppen mit Depressionen
oder anderen psychischen Belas-tungen
erfolgreich gegründet.«
Unkomplizierte Förderung
Wenn die Gruppe dann gegrün-det
ist – dazu müssen sich minde-stens
sechs Mitglieder gefunden
haben – kann eine Förderung
durch die Krankenkassen und
Hilfe zur Selbsthilfe
Herzlich willkommen
bei den Selbsthilfetagen
© Netzwerk Selbsthilfe Bremen