AUSSTELLUNGEN
Galerienspiegel
»Armenlese/Kartoffellese« von Josef Scharl, Arbeit aus dem Jahr
1931 (Lenbachhaus, München)
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FOTOGRAFIE
Human Nature
Das Rathaus Lilienthal und der
Murkens Hof laden ab Februar
zu einer Ausstellung mit Arbei-ten
zweier Fotografen ein. Lui-sa
Detels und Marten Rogalski
möchten hier ihre Sichtweisen
auf Mensch und auf die Natur
aufzeigen: »Human Nature 2
Fotografen« wird am Sa. 17.2.
um 18.00 Uhr eröffnet.
Luisa Detels konzentrierte sich
anfangs auf »Streetphotografy«
und entdeckte dabei den Men-schen.
Mit »Crossover themed«
zeigt sich ein Portfolio aus ver-schiedensten
Bereichen, die ihre
fotografische Vielseitigkeit gut
widerspiegeln. Marten Rolgalski
kam während seines Medizin-studiums
zur Fotografie. Natur
und ihre Übergänge begeistern
ihn und bilden einen Teil seines
Schaffens. Auch Straßenfoto-grafie
und die Zuwendung zum
Alltäglichen zeigen sich beson-ders
in einer Reihe von Bildern,
die während einer fünfwöchigen
Reise durch China entstanden.
Die Ausstellung ist bis So. 10.6.
zu sehen.
»Mädchen am Zug« –
Fotografie von Luisa Detels
MALEREI
Josef Scharl.
Zwischen den Zeiten
Nach dem Ende des Ersten Welt-krieges
und traumatisiert von
den Erlebnissen stürzte sich die
neue Republik in die »Goldenen
Zwanziger« – bis mit den 1930er
Jahren eine mehr als unheilvolle
Zeit begann. Viele Kunstschaf-fende
gaben dieser zerrissenen
Gesellschaft ein Gesicht, einer
von ihnen war Josef Scharl, den
die Nationalsozialisten mit einem
Ausstellungsverbot belegten.
Nach seiner Migration in die
USA geriet sein außergewöhnli-ches
Werk in die Vergessenheit.
Scharls Biografie ist untrennbar
mit seinem künstlerischen Schaf-fen
in Verbindung zu bringen.
Nach dem Abbruch seines Stu-diums
an der Münchner Akade-mie
der Bildenden Künste findet
er ein großes Vorbild in Vincent
van Gogh. Van Goghs expressive
Malweise und die Auswahl seiner
Motive bestärkten Scharl auf sei-nem
Weg abseits gegenwärtiger
Kunstströmungen. Neben Land-schaften
und Porträts konzent-riert
© Susanne Fiegel
er sich zunehmen auf Mo-tive
aus dem Leben »einfacher«
Menschen – Arme, Alte und von
der Gesellschaft Vernachlässigte.
Er trifft damit einen Nerv seiner
Zeit. Von Kritikern gelobt, findet
er Förderer und Freunde und war
deutschlandweit mit Künstlern
wie Otto Dix und Emil Nolde
in Ausstellungen zu sehen. Die
politischen Entwicklungen der
1930er Jahre lassen seine Arbei-ten
immer gesellschaftskritischer
werden. Im Jahr nach Hitlers
Machtergreifung malt er »Bren-nende
Sterne« und »Geschlach-tete
Hammel« und begegnet
der wachsenden Militarisierung
mit Abscheu. Funktionäre und
Verantwortliche stellt er mas-kenhaft
und seelenlos dar und
wird schließlich 1935 mit dem
Ausstellungsverbot belegt. 1938
wandert Josef Scharl nach New
York aus, um frei von Restriktio-nen
an den Erfolg der frühen Jah-re
anzuknüpfen. Die Ausstellung
»Josef Scharl. Zwischen den Zei-ten
« wird am Fr. 17.2. um 15.00
Uhr im Paula Modersohn-Becker
Museum eröffnet. Bis So. 3.6.